“Rückkehr – Was nun?
Da war man ein Jahr lang weg, in einem anderen Land, einer anderen Kultur, einer anderen Familie. Und nun soll wieder alles so sein wie vorher? Gar nicht so einfach!
Die letzten Wochen und vor allem die letzten Tage in Irland waren für mich oft nicht leicht. Ständig hatte ich im Hinterkopf, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft wieder zu Hause in Deutschland sein werde. So richtig konnte ich mich mit dieser Vorstellung nicht anfreunden und realisieren konnte ich das erst recht nicht. Ich hatte mich so an mein neues Leben mit der Familie und meine täglichen Aufgaben gewöhnt, dass es mir schon fast vorkam, als würde ich nie wieder etwas anderes machen.
Am Abend vor meiner Abreise hatten wir noch ein schönes Abschiedsdinner und haben uns gegenseitig unsere Geschenke überreicht. Natürlich gab es viele Tränen, aber wir haben auch viel gelacht und uns an die tolle Zeit zurückerinnert. Ich habe für meine Familie ein Fotobuch gestaltet und darin viele schöne Momente und Erlebnisse festgehalten, die wir in den letzten Monaten gemeinsam hatten.
Der Tag des Abschieds/ Wiedersehens
Doch dann war es soweit und meine Gastfamilie hat mich zum Flughafen gebracht. Erneut gab es Tränen und Versprechen wurden abgenommen, uns möglichst bald gegenseitig zu besuchen.
Ein letzter Blick, ein letztes Winken und ich machte mich auf den Weg zum Check-in.
Natürlich wollte ich gerne meine Familie und Freunde wiedersehen! Aber ich hatte das Gefühl, dass ich mich nicht wirklich darauf freuen konnte. Irgendwie gemein und auch unfair gegenüber all den Menschen, die mich so lange nicht gesehen und auf diesen einen Tag hingefiebert haben… aber dieses Gefühl war nun mal da.
Nach einem wirklich herzlichen Empfang am Flughafen von meiner ganzen Familie sind wir noch etwas essen gegangen. Was soll ich sagen, da war schon die erste Hürde: Wie bestellt man etwas zu essen in Deutschland? Wie waren nochmal die Worte, die man benutzt? Fast hätte ich auf Englisch meine Bestellung aufgegeben, habe dann aber irgendetwas vor mich hin gestammelt.
Als wir dann nach Hause kamen, sah alles aus wir immer und ich hatte das Gefühl, ich wäre nur für ein paar Tage weg gewesen. Alles wirkte so vertraut, ein komisches Gefühl, weil ich doch wusste, dass ich das alles für zehn Monate nicht gesehen hatte und etwas anderes gewohnt war.
Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben
Irgendwie ist alles so vertraut, aber trotzdem fremd. Ich muss mich in meinem Zuhause neu einleben, mich neu zurecht und meinen Platz finden. Ich muss mich daran gewöhnen, wieder meine deutsche Familie und Freunde um mich zu haben. Ich muss mich wieder an eine andere Kultur anpassen, meine Gedanken wieder auf Deutsch umstellen, ich muss auf der rechten Seite der Straße fahren und mich daran gewöhnen, nicht mehr mit jedem Smalltalk zu halten.
Ich gebe mir Zeit dafür, denn ich finde, ich habe das Recht, traurig zu sein und meine Familie, Freunde und mein Leben in Irland zu vermissen. Man kann diese Zeit nicht von heute auf morgen vergessen! Und das kann und sollte man auch auf gar keinen Fall!! Diese Zeit war wahrscheinlich die wertvollste, die ich je hatte und wird immer ein Teil von mir bleiben.
Und was kommt jetzt?
Jetzt braucht man ja eine neue Aufgabe. Vielleicht hast du dir schon vor deinem Au Pair Jahr überlegt, was du danach machen willst. Vielleicht hast du dich während deines Auslandsaufenthalts informiert. Vielleicht hast du auch noch gar keine Ahnung, was du jetzt machen sollst. Ausbildung oder Studium? Erst mal jobben, reisen oder noch ein soziales Jahr? Vielleicht wusstest du vor einem Jahr schon genau, was du machen willst, hast nach dieser Zeit aber das Gefühl, dass das gar nicht mehr das Richtige für dich ist. In einem Jahr kann man sich wahnsinnig verändern. Du bist vielleicht eine ganz neue Person und um viele Erfahrungen reicher. Vielleicht ist dir sogar gerade durch das Au Pair Jahr bewusst geworden, was du machen willst.
Ich kann dir nur sagen, wie es bei mir und meinen Au Pair-Freundinnen war. Ich hatte mich schon bevor ich nach Irland gegangen bin, für eine Ausbildung entschieden, eine Schule gefunden und auch einen Platz bekommen. So hatte ich diese Aufgabe für mich schon abgehakt.
Einige meiner Freundinnen haben sich wärend ihres Au Pair Jahres um eine Ausbildung/ein Studium gekümmert. Dank (Video-)Telefonaten ging das auch relativ problemlos. So wussten sie auch, was auf sie zukommt, wenn sie zurück nach Hause gehen.
Andere haben mit der Suche/der Bewerbung gewartet bis sie wieder Zuhause waren. Und eine von uns hat sich sogar dazu entschieden, in Irland zu bleiben und dort zu arbeiten und zu studieren.
Du siehst, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten!
Es ist schwer, nach so langer Zeit wieder zurück in den “alten” Alltag zu finden, aber mit der Zeit wird es besser und du hast Erinnerungen und Erlebnisse, die dir keiner nehmen kann! Und deine Gastfamilie freut sich bestimmt auch, wenn du sie mal besuchen kommst! 😉 ”
Gastbeitrag von Lisa, ehemaliges Au Pair in Irland. Lies ihren Au Pair Erfahrungsbericht hier.